Remote Leadership – Herausforderungen und Best Practices bei der Führung von verteilt arbeitenden Teams

Lesedauer: 9 Minuten

In den vergangenen 4 Jahren haben Arbeitsmodelle einen enormen Wandel erlebt. Weg von starren 9-to-5-Jobs in Präsenz, hin zu Homeoffice und Remote Work. Was zuvor unvorstellbar schien, funktioniert nun mal besser, mal schlechter. Während die fortschreitende Digitalisierung Arbeitnehmern durch eine verbesserte Work-Life-Balance in die Hände spielt, sehen sich Führungskräfte [...]

In den vergangenen 4 Jahren haben Arbeitsmodelle einen enormen Wandel erlebt. Weg von starren 9-to-5-Jobs in Präsenz, hin zu Homeoffice und Remote Work. Was zuvor unvorstellbar schien, funktioniert nun mal besser, mal schlechter. Während die fortschreitende Digitalisierung Arbeitnehmern durch eine verbesserte Work-Life-Balance in die Hände spielt, sehen sich Führungskräfte mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Denn für sie ist all dies mehr als nur eine strukturelle Veränderung. Führung hat einen neuen Anspruch erhalten. Remote Leadership verlangt nach neuen Kompetenzen, die zwingend notwendig sind, um nicht zu straucheln.

Was ist Remote Leadership?

Remote Leadership ist Führung auf Distanz. Es gilt, flexible Arbeitsmodelle auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und trotz der realen Entfernung im Sinne des Unternehmens Ergebnisse zu erzielen. Trotz Digitalität als Einheit zu funktionieren und im besten Fall eine Identifikation mit dem Unternehmen zu erzeugen. Virtuelle Führung bringt Herausforderungen mit sich – von geringeren Kontrollmöglichkeiten bis zu einer eingeschränkteren Kommunikation. Dies auszubalancieren und neue Wege dafür zu finden, ist Hauptaufgabe eines jeden Remote Leaders.

Vorteile der Führung auf Distanz

Remote Leadership ermöglicht eine Umsetzung von Strukturen, die bei der Führung in Präsenz nicht implementiert werden konnten. Viele Mitarbeiter fühlen sich als Person stärker wahrgenommen, da flexible Arbeitszeitmodelle umsetzbar geworden sind. Privatleben und Arbeit lassen sich besser miteinander vereinbaren, der Wegfall der Arbeitswege schafft wertvolle zusätzliche Zeit. Das Resultat ist eine hohe Zufriedenheit unter Mitarbeitern. Die Folge oftmals eine erhöhte Arbeitsmotivation.

Angestellte fühlen sich wertgeschätzter, da ihnen remote mehr Eigenverantwortung zugestanden wird. Das in sie gesetzte Vertrauen steigert wiederum die Bereitschaft, sich für das Unternehmen und die anstehenden Aufgaben einzusetzen.

Remote Work ermöglicht das Führen von Mitarbeitern an unterschiedlichen Standorten – mit digitalem Teambuilding.

Nachteile der Führung auf Distanz

Remote Leadership erfordert bei allen Beteiligten eine ausgeprägte Eigenverantwortung und Selbstorganisation. Sowohl bei den Mitarbeitenden, doch besonders bei den Führungskräften, die gerade auf Distanz mit gutem Beispiel vorangehen sollten. Sie benötigen eine sehr klare Strukturiertheit in ihrer Organisation, in der Moderation von Besprechungen oder der Einteilung von Aufgaben. Remote Work erfordert deutlich stärker, dass Termine und Absprachen zwingend eingehalten werden.

Umfragen zufolge sieht sich nahezu die Hälfte aller Führungskräfte durch Remote Leadership mit einer erhöhten Belastung konfrontiert. Alles im Blick zu behalten, war nie schwerer.

Wird digital die Zusammensetzung von Teammitgliedern unterschiedlicher Standorte möglich, tauchen inhouse Probleme auf. Soziale Interaktionen wie das Gespräch auf dem Flur oder beim Mittagessen fallen komplett weg. Austausch dient einzig fachlichen Themen. In der Folge fehlt die Menschlichkeit, die es ermöglicht, Beziehungen zu knüpfen. Auch das Aufrechterhalten einer gemeinsamen Unternehmenskultur wird erschwert, wenn die Hälfte der Mitarbeiter zu Hause arbeitet.

Zwischenmenschliche Kommunikation funktioniert zu einem Großteil über Zwischentöne, Gestik und Mimik. Die Beziehungsebene, die dabei hilft, Gesagtes einzuordnen, entfällt nahezu komplett. Was zurückbleibt, ist die inhaltliche Ebene. Wie eine Äußerung gemeint ist, lässt sich über digitale Tools oftmals nur vage einschätzen. Ein Garant für kommunikative Missverständnisse.

Mit dem Verlust von Beziehungen zu Kollegen und einer Unternehmenskultur wird der Arbeitgeber schnell beliebig und in der Folge leicht ersetzbar. Die Anbindung der Mitarbeiter leidet massiv unter Remote Work.

6 Bestandteile einer gelungenen Remote Leadership

Veränderungen funktionieren selten auf Anhieb und so benötigt auch Remote Leadership bis zum reibungslosen Ablauf eine Menge Erfahrungen, Fehler, neue Ansätze. Bis sich Strukturen erfolgreich einpendeln, muss nachjustiert werden. Wenn dies gelingt, funktioniert Führung auch auf Distanz.

Zum Erfolg lässt sich seitens der Führungskräfte vieles beitragen:

1.
Vertrauen
Führung auf Distanz benötigt ein Miteinander, das von gegenseitigem Vertrauen geprägt ist. Dieses virtuell aufzubauen, ist nicht immer leicht. Führungskräfte kommen nicht umhin, ihren Mitarbeitern diesen notwendigen Vertrauensvorschuss zu geben.
2.
Kommunikation
Kommunikation auf Distanz ist auf flache Hierarchien und eine hohe Ansprechbarkeit angewiesen. Klare Anweisungen sowie verbindliche Aufgaben und Deadlines schaffen Struktur. Persönliche Jour Fixe sollten losgelöst von der Sachebene geführt werden und auch persönliche Herausforderungen und Erfolge thematisieren.
3.
Teambuilding
Einen Teamgedanken über weite Entfernungen zu vermitteln, mag gehen. Doch echtes Teambuilding funktioniert nicht ohne regelmäßige Treffen in Präsenz. Workshops oder gemeinsame Aktivitäten bieten die Möglichkeit, sich losgelöst vom Arbeitsauftrag kennenzulernen und ein echtes Teamgefühl zu entwickeln. Die Führungskraft sollte Teamplay forcieren, sodass Kommunikation und Bindung unter den Teammitgliedern nicht nur über die Führungskraft, sondern auch untereinander ablaufen.
4.
Feedback
Auf Distanz sind die Möglichkeiten für regelmäßige Kommunikation und Kontrolle stark eingeschränkt. Um hier gegenzusteuern, ist die Einführung eines regelmäßigen Feedbacks und verbindlicher Kontakte unerlässlich. Aufgaben und Prozesse müssen daran angepasst werden und Arbeitsanweisungen präzise erfolgen, um Missverständnisse zu verhindern.
5.
Organisation
Meetings sollten verbindlich stattfinden und gut vorbereitet sein. Hierzu zählt bspw., relevante Informationen und Dokumente bereits im Vorfeld rechtzeitig an alle Teammitglieder zu versenden. Nur so sind produktive Meetings mit wirklichen Ergebnissen möglich.
6.
Equipment
Digitale Tools und Plattformen sollten fortschrittlich sein, intuitiv genutzt werden können und konstanten Austausch und gemeinsames Arbeiten ermöglichen (Teamkanäle, Projektmanagement-Tools).

Ja, Remote Leadership erfordert neue Ansätze und ein Umdenken aller Beteiligter. Doch die vorhandenen Klippen zu umschiffen, ist durchaus möglich und birgt gerade in der modernen, sich ständig wandelnden Arbeitswelt ungeahnte Chancen

Hinweis zum Beitrag: Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.