Warum Unternehmen dem Fachkräftemangel in Deutschland keineswegs ausgeliefert sind

Lesedauer: 19 Minuten

Der Fachkräftemangel in Deutschland stellt aktuell das größte Problem auf dem Arbeitsmarkt dar und breitet sich branchenübergreifend und flächendeckend aus. Abwartend zuzuschauen, auf herkömmliche Formen der Personalgewinnung zu setzen und unter gar keinen Umständen die ausgetretenen Pfade zu verlassen, scheint dabei die Bewältigungsstrategie einiger [...]

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Der Fachkräftemangel in Deutschland stellt aktuell das größte Problem auf dem Arbeitsmarkt dar und breitet sich branchenübergreifend und flächendeckend aus. Abwartend zuzuschauen, auf herkömmliche Formen der Personalgewinnung zu setzen und unter gar keinen Umständen die ausgetretenen Pfade zu verlassen, scheint dabei die Bewältigungsstrategie einiger Unternehmen zu sein. Doch Passivität wird hier nicht zur Lösung führen und ein Umdenken ist dringend erforderlich. Denn letztlich bietet jedes Problem auch Chancen: um Neuland zu betreten und eine andere Ausrichtung zu wagen. Tatsächlich haben Unternehmen einen erstaunlich großen Einfluss darauf, wie stark sie vom Fachkräftemangel getroffen werden und wie groß seine Auswirkung auf den unternehmerischen Erfolg ist.

Frau führt ein Bewerbungsgespräch

Lange prognostiziert und doch überraschend

Nahezu alle Medien berichten darüber, dass der Fachkräftemangel in Deutschland wie eine Welle quer durch alle Unternehmen schwappt. Kompetente Mitarbeiter fehlen an allen Ecken und in nahezu jeder Branche ist es derzeit schwierig, freie Stellen mit gut ausgebildetem Personal zu besetzen. Doch warum ist dieses Problem plötzlich so eklatant? Und stehen Unternehmen dem Ausmaß tatsächlich machtlos gegenüber?

Spätestens beim genaueren Hinsehen wird deutlich, dass der Fach- und Führungskräftemangel in Deutschland das Resultat aus einer Summe von Bewegungen ist. Effekte wie bspw. der demografische Wandel, sind jedoch nicht über Nacht entstanden, sondern werden bereits seit Jahren angekündigt. Auch die schlechte Bezahlung, die in einigen Branchen in keinem Verhältnis mehr zur erbrachten Leistung steht, fordert keineswegs überraschend Tribut. Und so zeigt sich nun, wer seine Hausaufgaben gemacht und längst neue Wege in Personalgewinnung und -entwicklung eingeschlagen hat. Wer in die eigenen personellen Ressourcen investiert hat und sich erfolgreich als attraktiver Arbeitgeber am Markt positionieren konnte.

Fachkräftemangel in Deutschland hat viele Gründe

Für den Fachkräftemangel gibt es nicht den einen bestimmten Grund. Das aktuelle Phänomen ist vielmehr eine Kumulation verschiedener Gründe, die in ihrer Summe zu eben jenem Beben führen, das derzeit den Arbeitsmarkt durchzieht. Zu den Hauptgründen zählen:

1.
Coronapandemie
Während der Coronapandemie sind viele Branchen zum Erliegen gekommen. Auf Schließungen folgte ein Stellenabbau, der z. B. Hotellerie, Gastronomie oder Fluggesellschaften betraf. Beschäftigte waren gezwungen, sich neu zu organisieren und neue Berufe zu ergreifen. Was hier aktuell spürbar ist, sind die Nachwehen pandemiebedingter Schließungen, die mit der Zeit abebben werden.
2.
Wertschätzung
In anderen Branchen sind hingegen die Anforderungen (bspw. durch eine geforderte höhere Effizienz und stärkeren Zeitdruck) gestiegen, die Löhne hingegen nicht. Wenn sich Leistung und menschliche sowie finanzielle Wertschätzung nicht proportional entwickeln, orientieren sich Beschäftigte um, sondieren ihre Möglichkeiten und suchen sich eine Beschäftigung mit weniger Stress und gerechterer Bezahlung. Oft angeführtes Beispiel ist hier sicherlich die Pflege.
3.
Demografischer Wandel
Einer der Hauptfaktoren für den Fachkräftemangel in Deutschland ist definitiv der demografische Wandel. Er kommt keineswegs überraschend und wurde lange prognostiziert. Unsere Gesellschaft wird – auch dank einer hervorragenden medizinischen Versorgung – immer älter. Auf geburtenstarke Jahrgänge, die nun verrentet werden, folgen geburtenärmere Jahrgänge. In der Konsequenz entsteht ein Fach- und Führungskräftemangel in Deutschland. Hochrechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung zufolge werden bis 2035 sieben Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen.
4.
Trend zur Life-Work-Balance
Nachfolgende Generationen setzen neue Prioritäten, stellen das eigene Leben verstärkt in den Vordergrund und sind eher bereit, ggf. den Job zu wechseln. Das Modell des „lebenslangen Arbeitgebers“ weicht einer geringeren Mitarbeiterbindung.
5.
Automatisierung
Viele Bereiche unterliegen einer Automatisierung. Infolge schwinden Beschäftigungsfelder der klassischen Arbeiter, wohingegen Fachkräfte verstärkt benötigt werden.
Das Ausmaß ist längst spürbar. Viele Stellen bleiben über lange Zeiträume unbesetzt, da geeignete Bewerber fehlen, um nachzubesetzen. Für die Unternehmen bedeuten diese geringeren personellen Ressourcen auch eine geringere Wertschöpfung. Trotzdem stehen unzählige Betriebe dem Fachkräftemangel in Deutschland mit seinen Gründen passiv gegenüber. Dabei lässt sich diesem Trend unternehmensseitig einiges wirksam entgegensetzen.

Fachkräftemangel in Deutschland: die Lösung vor Augen

Unternehmen sind der aktuellen Lage keineswegs ausgeliefert, denn es existieren durchaus Möglichkeiten, Einfluss auf die Beschäftigungsstruktur zu nehmen, sich als attraktiver Arbeitgeber am Markt zu positionieren und so – auch in der Situation des Fachkräftemangels in Deutschland – zu einer Lösung und zu einem Image zu gelangen, das Bewerber anzieht und Abwanderungen von Mitarbeitern verhindert.

Zu den erfolgversprechenden Maßnahmen zählt zunächst die Investition in die eigenen personellen Ressourcen.
Fakt ist: Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen und denen hinreichend Perspektiven für persönliches Wachstum geboten werden, bleiben gerne und setzen sich mit all ihrer Kompetenz ein.

Menschen mit fachlichem Know-how, Drive und Leidenschaft für ihren Beruf finden sich in jedem Unternehmen, doch in der Realität werden nicht alle gefördert. Vielen von ihnen werden kaum Perspektiven aufgezeigt. Dabei rentiert es sich, hier anzusetzen, denn Mitarbeiter kennen ihr Unternehmen und müssen nicht erst eingearbeitet werden. Interne Strukturen sind ihnen bekannt, bestenfalls identifizieren sie sich mit ihrem Arbeitgeber, der Ausrichtung und den strategischen Zielen. Diese wertvolle Ressource ungenutzt zu lassen und ausschließlich einige Führungskräfte oder High Potentials zu pushen, wäre fatal.

Die vorhandene Arbeit an die Lebensbedingungen der Mitarbeiter anzupassen und ihnen deutlich stärker entgegenzukommen, zählt zu den längst notwendigen Schritten für eine Arbeitswelt von morgen.

Hierzu zählen bspw. :

  • Verkürzung der Arbeitszeit auf 4 Tage

  • Verstärkte Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort

  • Förderung der Möglichkeiten zur Kinderbetreuung, um Männern und Frauen eine Vollzeitbeschäftigung zu ermöglichen

  • Mehr Offenheit für Führungskräfte in Teilzeit

  • Schaffung von flachen Hierarchien

Mit starker Führung zum attraktiven Arbeitgeber

Personalführung 4.0 verfolgt einen neuen Ansatz und erweist sich als äußerst effizient gegen den Fachkräftemangel in Deutschland. Augenhöhe, Teamgeist sowie gegenseitige Wertschätzung und Respekt vor der Leistung des anderen sind die Grundpfeiler, denn Wachstum geht nur gemeinsam. Unternehmen profitieren enorm von einem Investment in die eigenen Mitarbeiter. Denn Mitarbeiter berichten auch im Freizeitbereich über ihren Arbeitgeber oder nutzen Onlineportale zur Arbeitgeberbewertung wie bspw. Kununu. Zufriedene Mitarbeiter haben einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Außenwirkung eines Unternehmens, denn sie sind die beste Werbung und empfehlen gute Arbeitgeber gerne weiter.
Zusätzlich lohnt es sich, potenzielle Kandidaten frühzeitig an das Unternehmen zu binden und Kontakte aufzubauen. Aus Werksstudenten, Praktikanten und Diplomanden lässt sich mit geringem Aufwand ein Talentpool generieren. Regelmäßige Events sind eine gute Gelegenheit, immer wieder positive Bindung mit dem Unternehmen zu erzeugen und sich als attraktiver Arbeitgeber im Gedächtnis zu verankern. Vakante Stellen werden dem Talentpool bekannt gegeben und erfahrungsgemäß verhelfen genau diese kurzen Wege zu qualifizierten Bewerbern.

Recruiting neu ausrichten

Um Fach- und Führungskräfte für das Unternehmen begeistern zu können, muss sich auch das Recruiting neu positionieren und eingefahrene Prozesse entstauben. Auswahlverfahren und Gespräche finden längst auf Augenhöhe statt und müssen heutzutage deutlich schneller ablaufen, um Bewerber und Kandidaten zu halten.

In strukturierten Interviews präsentieren sich dabei beide Seiten: Kandidat und Unternehmen. Daher sind Wertschätzung und ein respektvoller Umgang höchste Priorität. Zeiten, in denen Kandidaten schablonenhaft ausgefragt wurden, gehören der Vergangenheit an. Daher empfiehlt es sich, Führungskräfte in Interviewmethodik zu schulen und bei der Auswahl der geeigneten Bewerber und Kandidaten auf Kompetenz und das vorhandene Potenzial zu setzen.

Verantwortung übernehmen für die Arbeitswelt von morgen

Um langfristig zielgerichtet als Unternehmen agieren und gelassen auf personellen Wandel reagieren zu können, bedarf es auch strukturellen Änderungen in der Gesellschaft. Hier Verantwortung zu übernehmen, ist für Unternehmen ein Investment, das sich auf lange Sicht auszahlt: So steigern bspw. Fachkräfte aus dem Ausland das globale Networking – auch zwischen Unternehmen. Investitionen in die Bildung und Ausbildung junger Menschen helfen, Forschung und Wissen voranzubringen, um perspektivisch auf Fachkräfte mit geballter Kompetenz zurückgreifen zu können.

Wenn der Weg das Ziel ist

Für den Fachkräftemangel in Deutschland existiert eine Lösung: Ein glaubhaftes Employer Branding, Recruiting auf Augenhöhe und ein wertschätzender, entgegenkommender Umgang mit allen Mitarbeitenden sind die Säulen, auf die alles andere aufbaut. Wenn Unternehmen zusätzlich strukturell und langfristig denken und sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden, sollten sie auch das Problem des Fachkräftemangels gelassen überwinden können.

Hinweis zum Beitrag: Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Wir besetzen Führungspositionen. Permanent und interimistisch.

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